Äthiopien

Es ist schon einige Jahre her, dass ich als Entwicklungshelfer in Äthiopien war. Es ist ein bitterarmes Land, und jetzt nach dem Bürgerkrieg und der anhaltenden Dürre auch noch von Hungersnot heimgesucht. Es leben Menschen dort, die, zumindest habe ich es so erlebt, trotz aller Armut immer ein Lächeln auf den Lippen haben. Macht euch gerne ein Bild von dem Land, mit meinen Augen, inmitten der Bevölkerung. Äthiopien liegt im nordöstlichen Afrika und hat nur einen schmalen Zugang über Djibuti ans Rote Meer. Früher gab es mal eine Eisenbahnverbindung, aber die existiert nicht mehr.

Liebenswertes Personal, vom Chef bis zur Besenfrau. Und die Rezeptionistin hat immer einen Schalk im Nacken.

Dies ist der Grund, weshalb ich als Entwicklungshelfer zweimal in Äthiopien war: 

Die behinderten und amputierten Menschen, von denen es da viele gibt, sollten versorgt werden, um ihnen ein einigermaßen menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Viele Europäer können sich gar kein Bild davon machen, wie es den Menschen in Afrika und Asien geht.

 

Natürlich standen auch Rundgänge durch die "Universitätsstadt" auf dem Plan. Da habe ich erst richtig erlebt, unter welchen Umständen die Menschen ihr Leben fristen. Wer so etwas zu sehen bekam, sollte in der Heimat nicht hadern, wenn da  etwa der Zug mal 10 Minuten Verspätung hat oder der Fahrradweg Risse aufweist. Hier freut sich der Schuhputzer, wenn er 1 oder 2 Birr einnimmt, obwohl das bei den Wegeverhältnissen eigentlich sinnlos ist.

 

Es gibt noch viel mehr zu sehen in Jimma

Das ist die ursprüngliche und an das Land angepasste Wohnweise. Wellblechhütten sind am Tage zu heiß und in der Nacht zu kalt. 

Aber der Bevölkerungswachstum ist das Problem, weltweit. Wenn das so ungezügelt weitergeht - gute Nacht, Europa.

Ihr könnt es euch gar nicht vorstellen, mit vieviel Armut die Leute hier leben müssen. Und die wird ständig verstärkt durch anhaltende Dürre sowie dem Kinderreichtum. Weshalb versteht man nicht, dass Hungersnot durch viele Kinder nur verstärkt wird? Wohin führt das noch in wenigen Jahren?

Wer nicht antrieblos herumlungert, versucht, auf irgend eine Art an einen Verdienst zu kommen. Das Überleben ist so schwierig. Doch auch hier gibt es Leute, denen es an nichts mangelt. Aber sie geben nichts ab. Nicht unschuldig daran ist auch die Kirche. Schaut es euch an.

Ja, die Kirche. Etwa 40%  der Äthiopier sind Christlich-Orthodox,ebenso viele Muslime. Der Rest hängt anderen Glaubensrichtungen an. Bisher lebte man friedlich neben- und miteinander. Hoffentlich bleibt das so.

Auch wenn ich die Worte nicht verstand, hörte ich einem Redner vor einer Kirche zu. Es hörte sich sehr agressiv an, wie er auf seine Zuhörer einredete.

Und dann haben wir einen SOS-Kindergarten in Jimma besucht. Der ist sehr gut geführt und hat mich besonders beeindruckt.

Und jetzt kommt ein ganz besonderes Highlight. Ich fliege mit Abreham in den Nessessair-Nationalpark im Süden Äthiopiens. Da leben Krokodile, Nilpferde und eine ganz andere Bevölkerungsgruppe von Äthiopiern. Chemcha ist ein Dorf, das sehr aufgeräumt wirkt. Man kann da in Rundhütten übernachten. Wir fuhren mit einem uralten, aber alle Steigungen nehmenden englischen Landrouver. Nach einer anstrengenden Anreise ging es am ersten Tag auf eine Kurzsafari durch den Nechisar-Nationalpark bei Arba Minch. In der mir zur Verfügung stehenden Zeit war es der am ehesten zu erreichende Park. Es ist nicht der größte, vermittelt aber doch einnen guten Eindruckvon der Weite der Landschaft. Er liegt im Grabengebiet Afrikas, umgeben von noch tätigen Vulkanen, wo sich in ferner Zukunft ein Teil Afrikas abtrennen wird. Sagen die Geologen.

Für den nächsten Tag planten wir eine Fahrt auf dem Chamosee. Der liegt südlich des noch weit größeren Abajasees und ist lediglich durch eine schmale Landbrücke von dem getrennt. Aber trotzdem so groß, dass wir Stunden in einem motorgetriebenen Boot brauchten, um an die Lebensräume der Krokodile zu gelangen. Unterwegs dahin tauchten gewaltige Nilpferde neben dem Boot auf, und in Ufernähe sahen wir große Kolonien von Pelikanen. Fischer auf Einbäumen fingen Fische mit Speeren.

Der nächste Tag führte uns nach Chemsa. Das ist ein Dorf in den Bergen über dem Abajasee. Sehr interessant, weil da gerade Markttag war. Und auf dem Rückweg nach Arbaminch dann och der Besuch einer Krokodilfarm. Der Zugang dahin treibt ir noch heute das Entsetzen in die Glieder.

Zum Abschluss des Tages und der Safari dann noch der Besuch einer Krokodilfarm und der Springs. Die Zuwegung war lebensgefährlich.

Nein, noch gings nicht zurück nach Old Germany. Dies war nur ein kurzer Tripp in den Süden Äthiopiens. Sehr aufschlussreich für mich. Zunächst ging es wieder zurück nach Jimma, in die Werkstatt. Und auf dem Flughafen erhielt ich auch meinen Koffer zurück. Der hatte eine Rundreise gemacht, aber ich musste auf der Safari auf wichtige Sachen verzichten.

Der 2. SES-Einsatz in Äthiopien ist beendet, ich bin wieder in Deutschland angekommen. Hab keine Tropenkrankheit der sonstige Malaisen mitgebracht. Ich hoffe, dass ich meinen Auftrag so erfüllt habe, dass in der Werkstatt neben den Prothesen auch hilfreiche Schuhe angefertigt werden können. Doch ob die Anleitungen auch befolgt werden, wenn der Experte wieder abgereist ist, ist nicht sicher. Ich habe mir eine vereinfachte Herstellungsmethode ausgedacht, denn nach europäischen Vorgaben zu arbeiten, wäre viel zu teuer. Eine abgewandelte Herstellungsweise kann auch hilfreich sein.

Und zum Abschluss ein Gedicht, das ich mir nicht verkneifen konnte:

Äthiopien-ein Gedicht?

 

Der Start war blöd und gar nicht gut-

die Tickets hatte ich verloren.

Der Schaffner sagte: Ruhig Blut-

sein Wort in Gottes Ohren.

 

Natürlich war ich aufgeregt,

im Zug irrte ich hin- und her.

Doch endlich fand ich doch noch Platz,

fand Ruhe dann auch mehr und mehr.

 

Ein junges Fräulein-ganz allein,

saß neben mir. Das fand ich fein.

Sie wollte nach Australia—

Ich sag, mein Sohn war auch schon da.

 

Die Zeit nach Frankfurt flog dahin,

so langsam wusst ich, wer ich bin.

Und dann-nach vielen Wartestunden,

im Flieger hab ich mich gefunden.

 

Der Rest – zunächst – war kein Problem,

es gab ein freudig Wiedersehn.

Man hatte mich noch nicht vergessen-

doch dann gings los – äthiopisch essen.

 

Ich merkte jetzt so nach und nach,

es gab schon wieder Ungemach.

Ich hatte dies und das vergessen.

Es war, als hätt ich`s nie besessen.

 

Das Worken hier ging auch bald los,

ich dachte mir, was machst du bloß

mit all den vielen schweren Fällen,

die alle sich zu mir gesellen.

 

Das Leben hier ist hart und schwer,

vor Ort merkt man das mehr und mehr.

Die Kinder sind zufrieden schon

mit einem bunten Luftballon.

 

Man möchte helfen, wenn es geht,

doch oftmals dem entgegen steht

die Unvernunft, das Unvermögen

von manch gebildeten Strategen.

 

Und dann verstand die Welt ich nicht-

man wollte meine Dollars nicht.

Ich hatte Mühe, Birrs zu kriegen –

ich wollte in den Süden fliegen.

 

Und als das endlich doch dann klappte,

ich freudig meinen Koffer packte

mit Wanderschuhen, Mütze, Jacke,-

saß ich schon wieder in der Kacke.

 

Der Flieger nimmt zwar alles mit,

doch ich bekam es nicht zurück.

Ich stehe ohne Wäsche da-

Fünf Tage lang, wie das wohl war?

 

In Arba-Minch erlebt man pur

die Krokodile in Natur.

Hypoherden in den Seen

und Pelikans sind dort zu sehn.

 

In der Savanne, die jetzt grün,

kann man viele Zebras  sehn.

Auch Gnus, Gazellen, Dik-Diks, Birds

sah ich in großer Stückzahl hier.

 

Und Löwen soll`s hier wieder geben,

denn Fressen gibt’s zum Überleben.

Ich sah bloß keinen auf der Pirsch.

Auch nicht Hyänen und Schakale –

sie war`n wohl satt vom letzten Mahle.

 

Im Januar wird es hier heiß,

dann dorrt das Gras, und es wird weiß.

Noch später wird es abgebrannt

und schwarz ist dann das ganze Land

 

Daraus wächst Kraft für neues Sprießen,

der Regen muss es nur begießen.

Doch der bleibt manches Mal auch aus,

dann steht hier noch mehr Not ins Haus.

 

Acht Stunden im Safaripark

war auch kein reines Zuckerschlecken.

Die Routen steil und ausgefahren,

am Abend wir gerädert waren.

 

Ob Krokofarm, ob Markt in Chemser,

das war nicht wie nè Fahrt im Kremser.

Hoch interessant und nicht gestellt-

doch leider keine heile Welt.

 

In Jimma wieder angekommen

war endlich auch mein Koffer da.

Am nächsten Tag war ich benommen,

konn`t keinen Anruf ich bekommen

von Helga, der Skandal war nah.

 

Man hat das Telefon gekappt

Weil niemand die Gebühr berappt.

Das Telefon ist einfach tot-

Ich hatte meine liebe Not.

 

Das geht nun schon drei Wochen so,

ich wird des Lebens nicht mehr froh,

hör keine Stimme von zu Hause-

es ist, als machten wir mal Pause.

 

So etwas ist doch nicht normal,

zum Donnerwetter noch einmal.

Vom Abraham noch keine Regung-

ich zieh Beschwerde in Erwägung!

 

Vom Gelde auch noch nichts ich seh-

Glaubt man, dass ich hier ohne geh?

Ein jeder kocht sein eigen Süppchen

und macht sich seine Taschen voll.

Doch das erzeugt enormen Groll.

 

Was solls, zu mancher freien Stunde

Mach ich hier oftmals meine Runde.

Lasst mir dann mal die Schuhe putzen

und auch die Haare wieder stutzen.

Verteile Luftballons en Gro

und mach die Kinder damit froh.

 

Die Menschen sind schon liebenswert,

wenn man sich manchmal auch beschwert

beim Kellner oder sonst wem auch:

Er denkt an seinen eignen Bauch.

Denn der Verdienst hier ist ein karger,

Fünfhundert Birr, das ist sehr mager.

 

Doch gibt’s auch machen Großverdiener,

das ist hier wie auch anderswo.

Und Viele sind auch die Verlierer,

bei denen ist die Not dann groß.

Was ich gar nicht verstehen kann- -

hier läuft ein Jeder, Frau wie Mann

die Wege hin-, die Wege her,

als gäb es keine Stühle mehr.

 

Warum nicht mal zu Hause sitzen,

vor seiner eignen Hütte schwitzen,

den Dreck, den Unrat auch mal kehren,

sich können lassen mal belehren,

weshalb so viele Kinder kriegen-

die Armut könnte man besiegen

wenn man nicht nach der Regel lebt:

Ein Mann, zehn Kinder ,- das nicht geht.

 

W.S.

Bin sicher,  jetzt interessieren Euch auch die weiteren Auslandsreisen