Die Mongolei

In der Mongolei war ich kurz vor Ausbruch der weltweiten Corona-Epidemie. Und weil ich mit einem Zug der Transmongolischen Eisenbahn fuhr, der aus Peking kam, hatte ich später zu Hause die Befürchtung, dass ich das Virus von daher mitgebracht hätte. Denn in China, in Wuhan, ist es zuerst festgestellt worden. 

Aber mich hatte es dann zum Glück nicht erwischt. Jedenfalls habe ich es nicht bemerkt. Aber natürlich habe ich mich impfen lassen.

Das Voraus. Ich habe in der Zentralmongolei, in Mandalgov, eine schöne Zeit verbracht und ein wenig die Eigenarten der Mongolen kennengelernt. Auch dieses war ein SES-Einsatz, bei dem es um Schuhanfertigung ging. Doch die  vorwiegend angefertigten Stiefel werden auf ganz andere Art, wetterbedingt, hergestellt als in Europa. Denn in diesem fernöstlichen Land herrscht im Winter große, trockene Kälte, ohne viel Schnee. Für mich eine ganz neue Erkenntnis. Doch es war für mich sehr interessant, zu erleben, wie dort die vorwiegend getragenen Stiefel, in reiner Handarbeit, angefertigt werden.

Die Mongolei ist 4 1/2 mal so groß wie Deutschland, und wird als Schwellenland bezeichnet. Es hat kontinentales Klima, ist weit entfernt von den Meeren und wirtschaftlich in keiner Weise zu vergleichen mit den von mir bereisten Ländern Äthiopien und Pakistan. Vor allem sind hier die Frauen stark in den Arbeitsprozess eingebunden. Ohne sie geht gar nichts, und das merkt man ganz positiv überall. Warum werden anderswo die weiblichen Mitmenschen so wenig akzeptiert? Der Welt insgesamt könnte es besser gehen. 

Habe viel erlebt in diesem fernöstlichen Land, dessen Bewohner Furcht davor haben, von den angrenzenden Chinesen vereinnahmt oder unterdrückt zu werden.

Das, was Mongolen lieben: ihre Pferde

einmal übernachten, dann gings per Bus nach Mandalgov. Ich hatte dort meinen Auftrag an der Berufsschule. Aber nicht als Koch. In die Prüfung platzte ich als Zuschauer hinein.

Aber dann wurde es ernst. Als Erstes wurde ein Meeting abgehalten, auf dem ich den Werkstattinhabern*Innen vorgestellt wurde. Es kamen viele Interessierte, um zu erfahren, was der Mann aus Deutschland zu berichten hat. Die Schule ist mit EDV sehr gut ausgestattet. Es werden daran Friseure, Elektriker, KFZ-Mechaniker, Schneider und Köche unterrichtet. Für Schuhmacher soll eine Klasse neu eingerichtet werden. Wie ich später feststellte, wäre Schuh-Orthopädie sehr wichtig. Aber dafür sind noch keine Voraussetzungen vorhanden.

Wir besuchen nacheinander die Werkstätten, um uns ein Bild von der Arbeitsweise machen zu können. Das Erscheinungsbild reicht von sehr mäßig bis sehr effektiv. Aber seht selber. Hier eine Auswahl Bilder mir fremder Arbeitsweisen. Bemerkenswert ist, dass stets die Frauen das Heft in der Hand haben. Ich kann nicht verstehen, dass die in anderen Weltgegenden, besonders in islamischen Ländern, gewöhnlich vom Erwerbsleben ausgeschlossen werden. 

Ein Frisörbesuch war auch erforderlich. Wenn der Weg nicht so weit wäre, würde ich mich da immer wieder bedienen lassen.

Wir besuchten dann weitere Werkstätten. Alle haben Arbeit, Manche sind nur im Winter in der Stadt, im Sommer bei ihren Herden in der Weite der Landschaft. Es sind Halbnomaden.

Mandalgov ist eine Provinzstadt mit ungefähr 10.000 Einwohnern und der Mittelpunkt  der Provinz Dund-Gobi. Ein großer Teil, besonders in den Außenbezirken, besteht noch aus den landestypischen Jurten. Doch manche Jurtenbesitzer haben sich auch feste Steinhäuser daneben gebaut. Sie mögen von der uralten Tradition nicht lassen. Und es wohnt sich angenehmer darin, auch wenn die Bleibe nur aus einem Raum besteht. In den mehrstöckigen Häusern der Stadtmitte herrscht Tristesse. Und Halbnomaden haben oft auch  Viehherden, Schafe und Ziegen, und meist gehören Pferde dazu. Denn die Mongolen sind seit Jahrhunderten ein Reitervolk. Man sieht es ihnen auch an. Viele haben O-Beine, weil sie von Kindheit an auf Pferden groß geworden sind.

Eine weitere Werkstatt besuchten wir. Und die hat mir sehr imponiert. Der Besitzer hat die Zeichen der Zeit erkannt und gut investiert. Und es zahlt sich aus. Er hat schon viele Preise gewonnen, besitzt ein Haus, ein Auto und Pferde. So soll es sein. Ob seine Kollegen auch nachziehen und ihre Werkstätten modernisieren? Nahegelegt habe ich es ihnen im Zuge meiner Mission. 

Das war die Pflicht. Jetzt kommt die Kür, um im Eislaufjargon zu bleiben. Wir besuchen eine auf dem Land lebende Mongolenfamilie. Dabei bekomme ich einen  Einblick in das Leben echte der Nomaden. Auch wenn sie Autos und Motorräder besitzen - das ursprüngliche Wirken ist noch vorhanden. Und sie lieben es, das Einssein mit der Natur.

Aber dann hatten wir noch einen sehr ereignisreichen Nachmittag. Die Schüler der Berufsschule haben ein interessantes Programm auf die Beine gestellt. Hat allen viel Spaß gebracht.

und wer gut und teuer einkaufen will, geht in die Gobi Cashmere Company. Ein extravaganter Laden direkt neben dem Präsidentenpalast in Ulan Bataar. In bester Lage also.

 

 

Und wir hatten Spaß beim Abgipsen eines Fußes. Eine Frau hat eine Beinverkürzung und sollte einen Beinlängenausgleich bekommen. Mit einem relativ einfachen Ausgleich erzielt man erheblich mehr Lebensqualität. In Deutschland und anderen Ländern fertigt das der Orthopädie-Schuhmacher. So ein Hilfsmittel kennt man in Mandalgov, vielleicht auch in der ganzen Mongolei nicht. 

Die Gipsbinde wurde aber nicht hart, wahrscheinlich war ein Frostschutzmittel im Heizungswasser

Ja, und dann ging es langsam ans Abschiednehmen. Die kurze Zeit in Mandalgov war zu ende. Eine letzte Geschenkübergabe, dann ging es am nächsten morgen bei klirrender Kälte im Bus zurück nach Ulan Bataar. Auch hier ein letztes Essen mit Enghjin, die mir eine liebe Dolmetscherin war und mir auch die Reise nach Irkutsk am Baikalsee mit dem Ticketkauf ermöglichte. Über die Erlebnisse in Irkutsk könnt ihr unter >Russland>Irkutsk mehr erfahren.

Ich sitze in der Transmongolischen Eisenbahn, die von Peking kommend in mehreren Tagen bis nach Moskau fährt. Habe mir damit einen Traum erfüllt . Die Fahrt durch die mongolische Weite, dann am Baikalsee entlang bis Irkutsk in Russland ist etwa 1.200 km lang. Wir werden im Zug übernachten, sofern das ständige Schienengepolter das zulässt. Denn hier in der Mongolei sind die Schienen nicht verschweißt, in Russland aber.

Um 14:52 soll der Zug in Irkutsk eintreffen. Am Bahnhof werde ich von der russischen Maria erwartet. So jedenfalls ist es abgemacht. Kann ich mich drauf verlassen? Ja, konnte ich. Trotz der enormen Entfernung traf der Zug auf die Minute genau dort ein. Vorbild für die Deutsche Bahn? Ja und nein. Hier mussten keine Anschlusszüge bedient werden. Es sind alles Durchgangsbahnhöfe, kaum Abzweigungen. Aber großer Verkehr herrscht durch viele Güterzüge, die vorwiegend Holz nach China transportieren und leer zurückfahren. Ob das jetzt in Zeiten des Angriffskrieges gegen das >Brudervolk< der Ukraine anders ist? Ich weiß es nicht.

Bye bye und Baistar, Mongolei.