Die Werraradtour

 Das Zugfahren mit dem 9€-Ticket ist Geschichte. Konnte so auch nicht weitergehen. Überfüllte - oder ausgefallene Züge, wegen Überbeanspruchung defekte Weichen oder Signale, wie es auf den Bahnhofsdurchsagen zu erklären versucht wurde.

Am 08.09.22 startete ich zu einem Kurzurlaub. Soll schön sein an der Werra. Bin schon viel in Deutschland und der Welt herumgekommen, aber den Fluss, der sich in Hann.-Münden mit der Fulda trifft und sich von da an die Weser nennt, kannte ich noch nicht. Musste doch erkunden, von wo das viele Wasser kommt, das an meiner Heimatstadt Bremen vorbeifließt. Ich buchte den Zug bis Eschwege.

Was mich an einer Bahnfahrt  auch immer stört, ist, dass Züge oft nicht am angegebenen Gleis abfahren oder ankommen. So war es auch hier. Eigentlich eine recht auskömmliche Zeit zum Umsteigen, aber ich hatte so eine unbestimmte Ahnung. Hätte ich nicht den Zubringer eine Stunde früher genommen, hätte ich nur die Rücklichter vom Zug gesehen. Und dann? Es war doch eine zuggebundene Fahrt. Das ist auch so ein Anachronismus, über den man lang diskutieren könnte. Zugbindung!! Weshalb sowas. Musste schon mal >Strafe< zahlen, weil ich zwar ein Ticket, aber nicht für den benutzten Zug hatte. Und der war halb leer, oder nur halb voll; wie man will.

Aber dann lief alles glatt, bis auf meine Schusseligkeit, eine Station vor  Eschwege auszusteigen. Da traf ich aber jemanden, der mir auf dem unübersichtlichen Weg   durch die Stadt vorausfuhr. Leider versäumte ich dadurch, die sehenswerte Innenstadt Eschweges kennenzulernen. Aber dann war der Fahrradweg nach Wanfried gefunden. In diesem kleinen Fachwerkstädtchen war die erste Übernachtung gebucht.

Bis hierher ging früher die Flussschiffahrt. Jetzt liegt als Erinnerung ein Holzkahn am Kai, als Werbung für eine Gaststätte. Das Hotel >zum Schwan< war passabel, aber für Radreisende zu teuer. Bei dem Preis noch nicht mal das Frühstück incl. Und Vorsicht: Der Euro für die Fahrradbox kam nicht zurück, trotz Zusicherung! Den Stadtsäckel wird`s freuen, denn die Box gehört nicht zum Hotel, sondern steht hinter dem Rathaus.

Zugegeben, das Frühstück war umfangreich und schmackhaft.  Dann ging es weiter, nach Mihla. Stets auf Radwegen in Reichweite der Werra, die gut gepflegt sind. Da gibt es keine Deckenaufbrüche, die dem Radwanderer  die Tour verleidet. Man durchfährt kleine Dörfer, die von Fachwerkbauten geprägt sind. Ich hatte viel Zeit, denn die Entfernung ist gut zu schaffen. Deshalb machte ich einen Abstecher zum Heldrastein. Dahin ging es auf guter Straße recht steil bergan. Aber es hat sich gelohnt. Das Naturschutzgebiet liegt auf der Höhe von etwa 500 m über dem Werratal, war aber auf einer kurvenreichen Straße gut zu erreichen. Der Vorteil einer anstrengenden Auffahrt ist aber auch, dass man auf der anderen Seite wieder hinunterfahren kann. Ganz ohne Motor.

Die nächste Etappe war das Fachwerkstädtchen Treffurt. Der Ort zieht sich am andern Ufer der Werra den Hang hinauf, mit steilen Gassen, immer die Burg im Blick. Die meisten der Fachwerkhäuser sind gut in Schuss, nur einige sind baufällig und werden restauriert. Aber das Balkengerüst ist wohl noch in Ordnung, auch wenn es mehrere hundert Jahre alt ist. Hier erwischte mich auch ein halbstündiger Regenguss, allerdings der Einzige auf der ganzen Tour. Dann schien wieder die Sonne.

Das Städtchen hat es mir angetan, denn man hat von oben einen schönen Blick ins Tal, und die liebevoll gepflegten Häuser und die wuchtige Wehrkirche hinterließen einen bleibenden Eindruck.

Die nächste Übernachtung ist in Mihla gebucht, in einer ehemaligen LPG. Die Unterkunft wird als Motel geführt, und als ich da ankam, war das Haus noch geschlossen. Der äußere Eindruck war nicht besonders günstig, und der Übernachtungspreis verstärkte den Eindruck. Als ich dann später aber das Einzelzimmer bezog und das Abendessen vorgesetzt bekam, war ich angenehm überrascht. Man sollte nicht zu früh sein Urteil fällen. Die Bewirtung war freundlich, das schnell gezauberte Essen recht schmackhaft und die Räumlichkeiten zwar einfach, aber zweckmäßig und sauber. Auch ein moderner Fernseher war vorhanden.

Im Allgemeinen beurteile ich nicht die Übernachtungsstätten, aber in diesem Fall muss ich doch  von meiner Linie ab. Der erste Eindruck hatte mich getäuscht. Nach angenehm verbrachter Nacht und einem guten Frühstück machte ich mich auf den Weg zur nächsten Herberge, zum >Tor zum Rennsteig< in Hörschel. Dort hatte ich für zwei Nächte gebucht, und es sollte der Höhepunkt meiner Werrareise werden.

Ich hatte in einer Rezension über die Herberge gelesen, dass das Frühstück in einer 2 1/2 Kilometer entfernten Gaststätte eingenommen werden müsse, entpuppt hat sich das als Fake. Da hat sich wohl jemand einen bösen Scherz erlaubt. Das Frühstück gab es im Haus, reichlich und schmackhaft. Abendessen konnte man in einer Gaststätte gleich nebenan. Ich war zufrieden.

Der Ort Hörschel ist nicht groß, nur etwa 350 Einwohner leben da. Hat aber eine Bahnstation. Und das ist vorteilhaft. Außerdem kann man hier wirklich direkt von der Haustür aus den Rennsteig bewandern. Es ist Start- oder Endpunkt einer 170 km langen Fuß- oder Radwanderung, die man aber jederzeit auch abbrechen kann. Überall gibt es Wanderunterkünfte, ob in Ruhla, Tambach-Dietharz, Stützerbach, Katzhütte oder Ludwigstadt, um nur einige zu nennen. Man muss nicht 170 km an einem Stück. Aber der echte Rennsteigwanderer erwandert die vollständigen Etappen:

1. Etappe von Hörschel zur hohen Sonne, 19,6 km. 434 m ü. NN   2. Etappe Hohe Sonne - Grenzwiese 19,6 km  schroffer Aufstieg von 434 m ü.NN auf 916 m ü.NN und einem Abstieg auf 727 m ü.NN. Ein anspruchsvolles Profil und die größten Höhendifferenzen . 3. Etappe Grenzwiese - Grenzadler. Die 27,8 km lange Etappe verläuft in Höhen um 700 bis 876 m ü.NN  4. Etappe: Vom Grenzadler bis Allzunah (20,1 km) Diese Etappe führt an der höchsten Erhebung des Thüringer Waldes, dem Großen Beerberg, mit 982 m ü.NN vorbei. 5. Etappe: Von Allzunah nach Friedrichshöhe (24,5 km) 6. Etappe: Von Friedrichshöhe nach Spechtsbrunn (22,8 km) 7. Etappe: Von Spechtsbrunn nach Brennersgrün (19,7 km) 8. Etappe: Von Brennersgrün nach Blankenstein (20,5 km) 

Natürlich ist die Wanderung auch in umgekehrter Richtung zu unternehmen. Und eine spezielle Radwanderstrecke gibt es auch.

Ich fuhr am Morgen an der Hörsel und der Eisenbahnstrecke entlang nach Eisenach, um noch einmal zur Wartburg hinaufzufahren. Vor Jahren war ich schon einmal da. Bis zum Parkplatz ging es stets bergauf, aber mit e-bike ist es zu schaffen. Dann aber hat man zu laufen, und wenn man dann nicht mehr ganz so gut zu Fuß ist....eine ziemliche Anstrengung. Doch wer Burgen und Nostalgie mag, wird belohnt. Auch mit dem Blick hinunter auf Eisenach. Und es sind viele, die sich da hinaufquälen, sogar mit Kinderwagen. Ich bin ein Fan von mittelalterlichen Burgen, denke gern noch an die Feste Königstein in der sächsischen Schweiz ( auch auf dieser Webseite vorgestellt, unter Sachsen und die Elbe).

Dann wurde es Zeit für mich, weiterzufahren, denn ich wollte den Rennsteig erreichen, um darauf nach Hörschel zurückzufahren.  Zurück von der Wartburg ging es von Eisenach  auf der B19 stetig bergan. Leider gibt es da keinen Fahrradweg, starker Autoverkehr ist gefährlich, denn der Wanderweg zur Drachenschlucht ist für Fahrräder gesperrt. Wenn auch vielleicht mancher Autofahrer über mich schimpfte, weil ich als Radfahrer den Verkehr behinderte - was kann ich dafür, wenn es keinen Radweg gibt. 

Als ich dann aber die >hohe Sonne< erreicht hatte, ging es auf Wanderwegen in den Thüringer Wald hinein, wo ich dann den längsverlaufenden Rennsteigweg erreichte. Ich wusste vorher nicht, ob ich das schaffen würde, aber im höchsten Gang und voller Power hatte ich erreicht, was ich mir vorgenommen hatte. Einmal oben angekommen, konnte ich die Natur und ab und an einen Rückblick auf die Wartburg, voll genießen. Ab der Tiroler Hütte ging es dann wieder abwärts nach Hörschel. Zum Abendessen traf ich  wieder auf Wanderer, die ich auf der Höhe mehrfach getroffen hatte. Die waren schneller als ich, weil ich mir doch wiederholt eine längere Rast gegönnt hatte.

Der nächste Tag ist der Heimreisetag. Weil ich in Kassel wegen der Zugverbindung mehrere Stunden Aufenthalt hatte, machte ich da noch einen Ausflug in den Habichtswald zum Herkules hinauf. Das war erneut eine kilometerweite Auffahrt, diesmal mit vollem Gepäck. Ohne Strom wäre das nicht zu machen. Auch dies war ein Wiedersehen. Ob der Herkules mich wiedererkannt hat unter den vielen Besuchern, denen er die Hand reicht? 

Hat mir Spaß gemacht, die Radtour. Diesmal ganz ohne Auto, nur mit der Bahn als Transporteur. Bei der aber gibt es Licht und Schatten. An ihrer Pünktlichkeit muss sie arbeiten, damit man die Anschlusszüge erreicht, und die Fahrgastfreundlichkeit ist auch nicht immer gegeben. Na ja, der Verkehrsminister hat ja Abhilfe versprochen. Warten wir mal drauf. Vielleicht nächstes Jahr? Ich plane eine weitere Radtour an die Tauber und ins Altmühltal. Soll auch schön sein da.

Wer schon mal da war, kann ja gerne hier einen Bericht schreiben, in den Kommentaren. Aber auch von anderen Reisen, nah oder fern. Freu mich drauf.

 

 

Mai 2024

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September 2022

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