Den Schlusspunkt setzt ein Anderer .....
Biografie
Erinnerungen und Lebensjournal eines Unbekannten (Auszug)                                                                          

Prolog


Vorsicht! Nicht weiterlesen, wer eine Liebesgeschichte erwartet. Oder einen Roman. Auch wer Reiseberichte fade findet, sollte die Autobiografie zur Seite legen. Aber die Erinnerungen könnten durchaus als Krimi durchgehen. Dann wäre es ein informativer Lesestoff. Muss jeder für sich entscheiden.  Es wird jedoch Zeit, dass ich vorankomme.

An meinem Lebensweg stehen lauter Fragezeichen. Oft wurde ich konfrontiert mit dem Wort warum? Habe darauf bislang keine zufriedenstellende Antwort erhalten. Auch nicht, nachdem ich in das von Grün umgebene Dorf gezogen bin, in die Nähe des Sohnes. Bislang ist die ersehnte Ruhe nicht gefunden worden. Ein Freund ist lediglich der Computer, dem ich Fragen und Gedanken anvertrauen kann. Doch Entgegnungen auf Anfragen wird er mir nicht geben. Allenfalls die Allwissende neuartige IT? Oder der Leser dieser Zeilen?

Weshalb ich das hier niederschreibe? Gedachte etwas für die Nachwelt zu hinterlassen. Es ist weder ein Roman, welcher Leseratten begeistern wird, noch die Lebensgeschichte eines bekannten Menschen. Es ist die Vita eines Handwerkers, die sich durch mein Leben zieht. Es scheint, als wenn der Biograf Miseren förmlich an sich reißt, wie das Licht die Motten. Es soll jedoch keinesfalls Effekthascherei betrieben werden. Es ist die Wirklichkeit, die beschrieben wird. Und die vermag mancher aus dem Familienverband leider nicht vertragen. Was indes nicht bedeutet, dass nur „die anderen“ immer Schuld tragen.
Es sollte nur eine banale Biografie werden. Eine Aneinanderreihung von Tatsachen, soweit sie mir in Erinnerung geblieben sind. Denn der Beginn eigener Zeitrechnung liegt mehr als 86 Jahre zurück. Heißt nicht, dass alles vergessen ist. Das Langzeitgedächtnis speichert vieles ... Gelegentlich irritiert es auch.

Die ersten Seiten dieser Niederschrift verbrachten lange Zeit in der Schublade. Lagen mir in Dollbergen zwar ständig im Gedächtnis, ohne aber weiter bearbeitet worden zu sein. Mit 75 Lebensjahren hatten wir eine Beziehungskrise, die mich veranlasste, mit dem Aufschreiben fortzufahren. 2014 hat mich ein neuerlicher Umbruch erwischt, und so nehme ich mir das Recht, mich erneut daran zu versuchen. Nichts ist verfälscht oder dramatisiert. Ich schreibe, wie es sich zugetragen hat. Manchmal ausführlich, mal kurz und bündig. Wie der Leser dazu steht, hat er für sich zu entscheiden.
Zur Vita gehören diverse Reisen ins Ausland, die ich im fortgeschrittenen Alter unternahm und welche meinen Horizont erweiterten. In jungen Jahren war der aus den verschiedensten Gründen begrenzt. Das Beschäftigen mit diesen Lebenserinnerungen macht es aufschlussreich. Und lässt manche negativen Eindrücke in einem anderen Licht erscheinen, wie ich überzeugt bin.
Mit den vorliegenden Seiten solle sich demnach nur befassen, wer sich unvoreingenommen mit dieser Vergangenheit auseinandersetzen mag und ehrlich gegen sich ist. Ich urteile nicht. Bringe nur in Erinnerung, was passierte. Komme keineswegs selber immer vorteilhaft weg dabei.
Wer sich mit diesen Zeilen beschäftigt, hält nur die Chronologie von Ereignissen in Händen. Sie gibt Einblick in eine normale deutsche Familie aus den 30ern bis in die Zeit, als der Überfall Russlands auf die Ukraine geschah. Doch mein Lebenslauf ist mitnichten banal.
Es möge deshalb nur weiterlesen, wer Interesse hat an einem Lebensweg, der von etlichen Problemen durchsetzt ist. Manches habe ich pubertär geschriebenen Tagebüchern entnommen, die ich über damalige Radreisen zu Papier brachte. Da kommt es mir selbst unwirklich vor, wenn von den vielen Tageskilometern berichtet wird, die wir als Jugendliche mit dem Rad zurücklegten. Aber es wird schon seine Richtigkeit haben ... Und der Schreibstil hat sich verändert. Lässt sich hier indes nur ausschnittsweise wiedergeben. Mag sein, dass die spontanen Reiseberichte aus weit zurückliegenden Zeiten Wissensdurst erwecken. Und wenn der zündende Funke übergesprungen sein sollte, empfehlen sich die daraus entstandenen Bücher. Dort sind wahre Erlebnisse mit Fiktion fesselnd beschrieben. Auf der Webseite www.romane-undreisen.de findet sich lesenswertes.
Aus der Schulzeit an der Grambker Heerstraße in Bremen finden sich bis heute originale Hefte und Zeichnungen. Lange nicht mehr darin geblättert. Für diese Biografie aufschlussreich, weil aus einer vergangenen Zeit stammend.
Ich lernte Orthopädie-Schuhmacher, weil ich die Schaffenskraft des Vaters bewunderte und dessen Geschäft weiterführen und in eine neue Periode zu überführen gedachte. Doch schon in der Lehrlingszeit ergaben sich Probleme, die sich in der Folge durch mein gesamtes Berufsleben hinzogen. Hätte ich das erahnt, würde sich der Lebenslauf aller Voraussicht nach völlig anders entwickelt haben.
Eine erste Version dieser Lebenserinnerungen druckte ich mit dem PC-Drucker aus und stellte daraus händisch ein Buch zusammen. Vier Exemplare waren es. War mit immens Arbeit und gutem Willen verbunden und wurde trotzdem als Geschreibsel abgetan. Hatte mich tief getroffen. Zum Nachlesen weiterhin vorhanden.
Sicher, handwerklich war es eine Lehrlingsarbeit. Aber die Idee doch ehrenwert. Und so ergab sich die Initialzündung zum Tippen wirklicher Romane.
Die Überarbeitung der Urversion begann ich am 16.03.2023. Es ließ mir keine Ruhe, wollte mich auch selber an das bisherige Leben erinnern. Kann sein, ich schreibe in unterschiedlichen Fassungen mit und ohne Fotos. Bin mir bisher nicht im Klaren darüber.
Dann las ich ein Büchlein von Heidi Dahlsen. Es gibt offenbar weitere Familien, in denen der Wurm drin steckt. Es veranlasste mich, die eigene Darstellungsweise zu überdenken.

Mutter wurde am 12.03.1912 in Bremen, Vater am 20.11.1906 in Gurkingen, (Gorki Zadanje, Polen) geboren. Der frühe Lebensweg der beiden ist mir nahezu vollständig unbekannt geblieben. Davon wurde kaum gesprochen. Mir ist nur bekannt, dass Vater Fritz unter unwürdigen Verhältnissen in Lübz Schuhmacher lernte, wie er gelegentlich erzählte. Und dass er Zwiebelgeschmack zwar mochte, auf den Stücken herumzubeißen verursachte indes Ekel bei ihm. Er hat sich nie für Sport erwärmt und war stets komplett bekleidet. Freizeitlook kannte er nicht. Oberkörperfrei habe ich ihn niemals wahrgenommen. Seine einzige Abwechslung war der Gesangverein, Echo Burg. Singen hörte ich ihn dennoch nicht. Nur Okasa fand ich einmal – hinter einem Schrank in der Werkstatt versteckt.

Ich hätte gerne mehr Charakterzüge an ihm entdeckt. Gibt leider kaum welche, die mir bekannt wurden. Er war und blieb für mich ein größtenteils unbeschriebenes Blatt. Doch insgeheim, wenn sicher unbewusst, imponierte er mir.
Mutter erlernte das Friseurhandwerk bei Opa Klages. Den Beruf hatte nur ungern ausgeübt, sagte sie. Sie konnte sich aber dem Willen ihres Vaters nicht verweigern. Zumal Opa recht herrisch gewesen sein soll. Ich habe ihn eher freigiebig erlebt.
Wie und weshalb Vater Fritz den Weg nach Bremen fand, ist mir nicht bekannt. Dass er als Geselle bei Ruscher in der Laubenstraße arbeitete, gleich neben Opas Friseurgeschäft, hörte ich. Da hat er sich seine spärlichen Haare schneiden lassen und nebenbei die Frau des Lebens kennengelernt. Um 1930 betrieb er selbst oder als Filialleiter? eine Schuhmacherwerkstatt im Hause des Schlachters Boes in Burg an der Lesumbrücke. Er war ein fleißiger Mensch. Schaffte Tag und Nacht und wird für den Zeitraum vor dem 2. Weltkrieg passabel verdient haben. Schon 1934/35 war er deshalb in der Lage, mithilfe eines einer Hypothek des Schwiegervaters das Anwesen am Lesumdeich errichten zu können. Der Baugrund kostete 0,95 RM pro m2. Und das ganze Gebäude? Darüber wurde nicht gesprochen. Aber es war für die damalige Zeit eine recht repräsentative Baulichkeit.
Dorthin verlegte er Werkstatt und Wohnung, und dort verbrachte ich meine Kinder- und Jugendzeit.
Mehr ist mir nicht vom Vorleben der Eltern bekannt. Ab und an nur wurde mal erzählt, dass ein Vetter in Ritterhude beim Verzehr von Pfannkuchen stets Kopfschmerzen bekam. Witzig. Was könnten die Schmerzen für einen Grund gehabt haben? Psychische Probleme? Das Thema war tabu.
Was ich auch nur nebenbei erfuhr: Opa war dreimal verheiratet. Über Hintergründe wurde in der Verwandtschaft, zumindest mir gegenüber, nie geredet. Irgendwann aber kamen bei mir Fragen dazu auf.
Eine Schwester von Opa Klages heiratete einen Daniel Hehl in Verden. Der besaß eine Tischlerei und ein Beerdigungsinstitut. Direkt am Dom. Da zimmerte er vermutlich so manchen Sarg. Der Mann galt als geschäftstüchtig. Ich vermag mich an die Schreinerei und das Badezimmer zu erinnern. Als neunjähriger war ich da mit Mutter und Renate zu Besuch. Von da aus fuhren wir mit dem Rad nach Visselhövede zu Oma und Opa, welche dort nach der Ausbombung wohnten. Mit der Kleinen im Körbchen am Fahrradlenker. Das erscheint mir jetzt so unvorstellbar. Eine Strecke von 35 km. Doch es war so. Aber an die Rückfahrt mit dem Zug habe ich keine Erinnerung.
Die Eltern hatten einen günstigen Start, und bedingt durch die Aufbruchzeit vor dem Krieg ein für Schuhmacherverhältnisse bemerkenswertes Auskommen. Das hing zweifellos mit dem Fleiß Vaters zusammen. Es hat mich geprägt und bewogen, in dessen Fußstapfen zu treten.
Habe ich seine Gene geerbt? Die könnte man teilweise als vorbildhaft, doch ebenso negativ bewerten. Er wurde 98 Jahre alt.
Als sich abzeichnete, dass sich das Verhältnis zu der zweiten Lebensabschnittsbegleiterin unschön entwickeln würde, erinnerte ich mich daran, diese Erinnerungen zu schreiben schon begonnen zu haben.
Ich kam in einen Schreibflow. Nach dem Biografie-Debut schrieb ich sieben Romane. Gewöhnlich ist die Reihenfolge umgekehrt. Den Schluss bildet normalerweise die Lebensgeschichte.
Doch in meinem Dasein ist manches ungewöhnlich. Nunmehr ist die Zeit der Überarbeitung.
Jeder Mensch begeht Fehler. Auch ich. Und wenn ich jetzt ein „aber“ verwende, klingt das nach Rechtfertigung. Und dennoch: Die Unverständnisse und das Zerwürfnis mit dem Vater sind grundverschieden wie das zu eigenen Kindern. Es scheint, dass man im Leben alles mal zurückbekommt. Das Negative wie das Positive. Fiel mir nicht leicht, das zu Papier zu bringen.

Die Episoden:

Werner, das Sonntagskind??

Vorkriegszeit

Kriegszeit - Kinderzeit

Selbstversorger und Tauschwirtschaft

Fliegeralarm

Kriegsende

Nachkriegswirtschaft

Fußball

Besuch bei Oma und Opa Klages

Der Bücherwurm, der Konfirmand, der Lehrling

Der Reiselustige

Lehrlingszeit

Fußballzeit und Fahrradreisen

Der Betrogene

Die zweite Liebe

Verlobung 

Der Motorroller

Stolze Autobesitzer

Hochzeit und mehr

Meine Erfindung

Die Meisterprüfung

Der Schuhhandel

 

 

 

Streitereien

Aufwärts!! Umbauten

Camping und Kurzreisen

Der große Wurf?

Unser Lebenstraum

Fußball

Ich, der Fiesling

Urlaub in Kärnten

Diagnose, Abmahnung und Klage

Gewinn und Verlust

Ohne Perspektive

Unterschlagung

Das Ende des Traumes

Ich, der Nomade

Noch mehr Familienstreit

Arbeitslos und Frust

Ein gewisser Lichtblick

Zeit zum Heiraten

Noch mal: Hochzeit der Kinder

Enkelkinder

Ein neuer Anfang

Der Schicksalstag 2. September

Aufwind

 

 

 

 

Reisezeit

In die weite Welt

Die baltischen Länder:

Estland, Litauen

Finnland, Trekking im Nationalpark

Trauer

Nordische Länder: Lettland

Lettland und Pakistan:
Unterschiedlicher kann es nicht sein.

Reise in den Himalaja.

Masuren

Nochmals Finnland

Unverständnis

Zweigleisig

Ausgegrenzt?

Baltische Länder: Litauen

Moskau

Dollbergen und Saratow

Moldawien

Ein ereignisreiches Jahr

Konfirmationen

Äthiopien

 

 

Viel Arbeit an der Hütte

Norwegen ohne Bilder

Kurzurlaube

Alles gut?

Noch mal: Streitereien

Einmal noch gemeinsam Urlaub

Endzeit

Zurück zu den Wurzeln.

Noch mal ein Neuanfang

Die Mongolei und Russland

Was kommt noch?