Klappentext

In den zerklüfteten Bergen Afghanistans leben Menschen, deren Schicksale von jahrzehntelangen Konflikten geprägt sind. Es toben Stammesfehden zwischen Sunniten und Schiiten. Taliban, sunnitische Paschtunen aus dem Süden, bekämpfen die schiitischen Tadschiken und Usbeken im Norden. Dieses Chaos erlebt der schiitische Najib mit seiner Frau Parwin und dem kleinen Tawab. Dem ständigen Gemetzel wollen sie entkommen. Ihr Traum ist ein Dasein ohne Ängste im vermeintlich friedfertigen Europa.

Der Wille, zu überleben, treibt sie auf die Flucht aus dem Land ihrer Väter. Über Kandahar und Herat schleichen sie durch feindliche Gebiete. Unter Strapazen erreichen sie den Iran. Aber auch dort werden sie mit Gräueltaten konfrontiert. Sie erleben grausame Hinrichtungen, treffen aber auch auf freundliche Menschen, die ihnen mit Essen, Wasser und einem Lächeln weiterhelfen.  

Die Route führt sie weiter durch die Türkei nach Griechenland. Ein Segeltörn über den Bosporus stellt sie vor unbekannte Herausforderungen.

Auf dem Dojransee versinkt Parwin bei der Überfahrt nach Mazedonien. Sie kämpft um ihr Leben.

Auch in Mazedonien, Montenegro, Bosnien und Kroatien bleibt die Gefahr allgegenwärtig. Stacheldrahtverhaue in Slowenien blockieren den Zugang zur vermeintlichen Sicherheit Österreichs. Wochenlang leben sie in einem Lager unter anderen Flüchtlingen und der ständigen Angst vor Zurückweisung.

Parwin erkrankt. Ein iranischer Arzt diagnostiziert eine  Lungenentzündung. Bald fühlt sie sich gerettet. Und schließlich  findet die Familie Aufnahme in Deutschland. "Mutti" Merkel hat es ermöglicht.

Doch das Schicksal hat weitere Prüfungen bereit. Parwins Kampf um ihr Leben ist nicht vorbei. Der Sheitan verfolgt sie weiter. Die Familie träumt von einer Zukunft in Frieden. Aber dann schlägt das Schicksal doch noch zu.

 

Es ist eine Geschichte von Überlebenswillen und der unbändigen Sehnsucht nach einem besseren Leben.

 

Kleine Leseprobe aus DIE HÖLLE LASSEN SIE HINTER SICH

 

Kundus.


Eines der Tore ins Reich des Teufels ist Kundus. Eine Stadt im Nord-Osten Afghanistans.
Soeben hat sich wieder ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Und mit ihm wurde ein ganzer Saal voller Kranken und Leidenden im 'Hospital des Roten Halbmonds' in den Tod geschickt.
Schwarze Rauchwolken wirbeln da, wo eben noch ein Ort der Hilfe war. Jetzt ist es eine blutübersäte Stätte des Todes.

Kundus, von todbringenden Attentaten so oft schon erschüttert, ist schwer gezeichnet. Militante Sunniten sind es, welche ein erneutes Inferno auslösten. In Koranschulen wird den Gotteskriegern eingebläut, die als abtrünnig geltenden Schiiten mit Allahs Zorn zu bestrafen. Ohne Rücksicht auf das eigene Leben zerstören Taliban das der anderen. Bringt ja den direkten Zugang zu sieben Jungfrauen. Die Mullahs versprechen es. Wie leicht doch Menschen zu manipulieren sind.
Krankenwagen und Polizeifahrzeuge heulen durch eine Stadt, in der gewöhnlich das Leben wogt. Jetzt haben sich die Bewohner aus Angst vor weiteren Detonationen in ihre oft armseligen Häuser zurückgezogen. Schwer gepanzerte Militärfahrzeuge patrouillieren durch die Straßen auf der Suche nach Fanatikern. Die tauchen auf, verbreiten Angst und Schrecken und verschwinden wieder. Niemand ist sich gewiss, ob nicht sein Nachbar ebenso zu den Kämpfern gehört. Es herrscht allgemeines Chaos.
Stundenlang hängt der Qualm der Explosionen noch über der Stadt. Ein Ascheregen wie bei einem Vulkanausbruch schwärzt das Stadtbild.
Mit gezielten, mörderischen Terroranschlägen versuchen Taliban, Hilfsorganisationen aus dem Land zu vertreiben. In denen sehen die Gotteskrieger das Böse des Westens. Alles Hilfreiche ist den Fanatikern verhasst. Ein Erdenleben wie im Mittelalter schwebt den Mullahs vor. Dafür leben und sterben sie. Und bemerken nicht, dass es der Wahnsinn ist. Wohin führt die Verblendung?
Ist das Irreale nicht zu stoppen? Versucht wird es, gelungen ist es bisher nicht. Nach der erneuten Machtübernahme der Taliban hat sich das Leben stetig extremer entwickelt. Not und Hunger beherrschen das ehemals hoch geschätzte Land.
Wie 2022 mit dem russischen Überfall auf die Ukraine wurde Afghanistan zur Hölle, als Russland 1979 dort einfiel. Es kam zum Bürgerkrieg, der bis heute das Land verwüstet und in den wirtschaftlichen Bankrott treibt.

Viele Afghanen versuchen verzweifelt, in die Nachbarländer Iran, Tadschikistan und Pakistan zu fliehen. Das erscheint erfolgversprechender zu sein als der weite Weg in den Westen. Doch niemand kennt sein Kismet. Afghanistan sehnt sich nach Frieden. Flüchtende sind aber nirgends willkommen.
Najib mit Frau Parwin und dem kleinen Sohn Tawab wird sein Heimatland ebenso verlassen wie schon tausende seiner Landsleute zuvor. Der Familienclan hat es so beschlossen. Eine junge Familie aus dem Dorf Tschordare in der Gegend von Kundus wird eine von vielen Flüchtenden sein. Deutschland ist das Ziel, das Land, aus dem die Mehrzahl der fremdländischen, von den Taliban verhassten und bekämpften Soldaten kommen.

Durch Afghanistan führen Handelswege von Kirgistan und Tadschikistan zum Arabischen Meer. Die sagenhafte Seidenstraße von China entlang des Indus über den Iran in den Westen durchquerte weite Ebenen und reißende Flüsse im Norden des Gebietes. In Herat kreuzen sich die Straßen und verhalfen der Stadt zu enormem Reichtum, ließen sie aber im Laufe der Zeit wiederholt in Trümmer sinken. Die Pilgerstadt war oft heiß umkämpft.
Es ist ihr Schicksal. Wohlstand, Zerstörung und der Wiederaufbau. Das erleben ihre Bewohner seit Jahrhunderten.
Ursache aller Fehden ist die Zersplitterung des Islam in die sunnitische und schiitische Glaubensrichtung. Das Gewinnstreben sowie die Vermessenheit mancher Stammesfürsten trägt ebenso dazu bei. Unverständlich, weshalb sich zwei Ausrichtungen einer Religion so voller Hass gegenüberstehen. Der unwissende Mensch lässt sich manipulieren und hat zu leiden. Das Land braucht Frieden, nicht Kriege. Dann käme es aus seiner Misere hinaus. Taliban sind dafür aber nicht zu gewinnen.
Die Menschheit lernt nicht dazu. Zerstört lieber das, was edel und teuer ist.